Enterale Ernährung – Nährstoffversorgung mittels Sonde

Eine ausreichende Nährstoffversorgung ist lebensnotwendig und darf insbesondere bei schweren Erkrankungen, nach Operationen oder bei älteren Menschen nicht vernachlässigt werden.
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Diese Form der künstlichen Nahrungsversorgung ermöglicht es, Patient*innen mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen und Mangelernährung effektiv entgegenzuwirken. Wir vom Sanitätshaus Seeger informieren Sie umfassend über die enterale Ernährung: von der Definition über die verschiedenen Sondenarten bis hin zu praktischen Aspekten der Durchführung und Pflege. Zudem erläutern wir Ihnen die Vorteile und möglichen Komplikationen dieser Ernährungsform.

Was ist enterale Ernährung?

Die Definition enteraler Ernährung umfasst alle Formen der Nährstoffzufuhr über den Magen-Darm-Trakt, bei denen die natürliche Verdauungsfunktion erhalten bleibt. Im Gegensatz zur parenteralen Ernährung wird der Verdauungstrakt nicht umgangen, sondern weiterhin genutzt. Die enterale Ernährung gliedert sich in zwei Hauptformen:

  • Orale Ernährung mit Trinknahrung: Hierbei nehmen Patient*innen spezielle Nährlösungen über den Mund auf. Diese enterale Ernährung mit Trinknahrung eignet sich für Personen, die noch schlucken können, aber ihren Nährstoffbedarf nicht über normale Nahrung decken.
     
  • Sondenernährung: Bei dieser Form der enteralen Sonderernährung erfolgt die Nahrungszufuhr über eine Ernährungssonde direkt in den Magen oder Dünndarm. Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn die orale Nahrungsaufnahme nicht möglich ist.

Indikationen für eine enterale Ernährung

Medizinisch erforderlich wird eine enterale Ernährungstherapie, wenn Patient*innen unter nachgewiesener Mangelernährung leiden oder ihr Nährstoffbedarf nicht ausreichend gedeckt werden kann. Besonders kritisch wird es bei einem relevanten Gewichtsverlust, den Mediziner*innen definieren als:

  • Gewichtsabnahme von mindestens 10 Prozent innerhalb von sechs Monaten oder
  • Gewichtsabnahme von mindestens 5 Prozent innerhalb von drei Monaten.
     

Die Indikationen enterale Ernährung umfassen verschiedene medizinische Situationen.

  • Neurologische Erkrankungen: Schluckstörungen nach Schlaganfällen, Schädel-Hirn-Traumata oder bei Bewusstseinsstörungen
  • Operative Eingriffe: nach Operationen an Speiseröhre, Magen oder Darm sowie bei Dünndarmresektionen.
  • Chronische Erkrankungen: entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, chronische Pankreatitis oder Stoffwechselstörungen
  • Onkologische Indikationen: Tumore im Mund-, Hals- oder Verdauungsbereich mit erhöhtem Nährstoffbedarf
  • Psychiatrische Erkrankungen: anhaltende Anorexie oder Verweigerung der Nahrungsaufnahme
  • Altersbedingte Mangelernährung: besonders bei älteren Menschen mit eingeschränkter Nahrungsaufnahme

Ziele der enteralen Ernährung

Die enterale Ernährungstherapie verfolgt verschiedene therapeutische Ziele, die je nach individueller Situation der Patient*innen variieren können.

Primäre Ziele:

  • Deckung des Nährstoffbedarfs: Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Kalorien, Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Korrektur von Mangelernährung: Wiederherstellung eines normalen Ernährungsstatus und Aufbau von Körpergewicht.
  • Erhaltung der Körperfunktionen: Unterstützung lebenswichtiger Organfunktionen und des Immunsystems.
     

 

Sekundäre Ziele:

  • Förderung der Heilung: Beschleunigung von Wundheilung und Regenerationsprozessen durch optimale Nährstoffversorgung.
  • Erhaltung der Darmfunktion: Aufrechterhaltung der natürlichen Verdauungsprozesse und Schutz der Darmschleimhaut.
  • Verbesserung der Lebensqualität: Steigerung des Wohlbefindens und der körperlichen Leistungsfähigkeit.
  • Vorbereitung auf orale Ernährung: Überbrückung bis zur Wiederaufnahme der normalen Nahrungsaufnahme, wenn medizinisch möglich.

    Das übergeordnete Ziel ist stets, Patient*innen eine bestmögliche Nährstoffversorgung zu gewährleisten und damit ihre Genesung zu unterstützen oder ihre Lebensqualität zu erhalten.

Enterale und parenterale Ernährung: die Unterschiede

In der enteralen Ernährungstherapie wird zwischen zwei grundlegenden Ansätzen unterschieden: Obwohl die enterale und parenterale Ernährung beide zur künstlichen Nährstoffversorgung gehören, unterscheiden sie sich erheblich in ihrer Durchführung und ihren Auswirkungen auf den Körper.

Bei der enteralen Ernährung erfolgt die Nahrungszufuhr über den Magen-Darm-Trakt mittels Ernährungssonde oder Trinknahrung. Der Verdauungstrakt bleibt aktiv und die natürlichen Verdauungsprozesse werden aufrechterhalten. Die parenterale Ernährung hingegen umgeht den Magen-Darm-Trakt vollständig und führt die Nährstoffe direkt über eine Infusion in die Blutbahn ein.

Weitere wesentliche Unterschiede sind:

  • Der Anwendungsbereich: Die enterale Ernährung wird bevorzugt eingesetzt, wenn der Magen-Darm-Trakt funktionsfähig ist. Die parenterale Ernährung kommt nur dann zum Einsatz, wenn der Verdauungstrakt nicht genutzt werden kann oder darf, beispielsweise bei schweren Darmerkrankungen oder nach bestimmten Operationen.
  • Das Komplikationsrisiko: Die enterale Ernährung weist ein deutlich geringeres Infektionsrisiko auf, da keine zentralvenösen Zugänge erforderlich sind. Bei der parenteralen Ernährung besteht hingegen ein erhöhtes Risiko für Katheter-assoziierte Infektionen und Thrombosen.
  • Die Kosten und der Aufwand: Die enterale Ernährung ist kostengünstiger und weniger aufwändig in der Durchführung. Die parenterale Ernährung erfordert eine intensivere Überwachung, sterile Bedingungen und speziell geschultes Personal.
  • Die physiologischen Auswirkungen: Bei der enteralen Ernährung bleibt die Darmbarriere intakt und die Darmflora wird erhalten. Die parenterale Ernährung kann zu einer Atrophie der Darmschleimhaut und Veränderungen der Darmflora führen, was das Infektionsrisiko erhöht.

Arten der Sondenernährung

Die verschiedenen Sondenarten werden je nach medizinischer Indikation und geplanter Anwendungsdauer ausgewählt. Jede Art der Ernährungssonde hat spezifische Vor- und Nachteile.

Nasogastrale Sonde
Die nasogastrale Sonde wird durch die Nase in den Magen eingeführt und eignet sich für kurzfristige Anwendungen bis zu wenigen Wochen. Diese Form der Ernährungssonde ist schnell und ohne operativen Eingriff einsetzbar, kann jedoch bei längerer Anwendung zu Reizungen der Nasenschleimhaut führen.

PEG-Sonde
Die PEG-Sonde (perkutane endoskopische Gastrostomie) wird operativ durch die Bauchdecke direkt in den Magen gelegt. Diese Ernährungssonde eignet sich für langfristige Anwendungen und bietet Patient*innen mehr Komfort und Diskretion im Alltag.

PEJ-Sonde
Die PEJ-Sonde (perkutane endoskopische Jejunostomie) führt direkt in den Dünndarm und wird eingesetzt, wenn der Magen umgangen werden muss, beispielsweise bei Magenerkrankungen oder starkem Reflux.

Applikationsarten: Bolusgabe vs. kontinuierliche Ernährung

Die Verabreichung der enteralen Ernährung kann auf verschiedene Weise erfolgen, abhängig von den individuellen Bedürfnissen der Patient*innen.

  • Bolusgabe: Hierbei werden größere Nahrungsmengen in kurzen Zeitabständen verabreicht, ähnlich den normalen Mahlzeiten. Diese Methode eignet sich für Patient*innen mit gut funktionierendem Magen-Darm-Trakt.
  • Kontinuierliche Ernährung: Die Nahrung wird über mehrere Stunden kontinuierlich und langsam verabreicht. Diese schonende Form der Verabreichung reduziert das Risiko von Übelkeit und Durchfall.

Vorteile der enteralen Ernährung

Die Vorteile der enteralen Ernährung sind vielfältig und machen sie zur bevorzugten Methode der künstlichen Ernährung, wenn der Magen-Darm-Trakt funktionsfähig ist.

Erhaltung der Darmfunktion: Die natürlichen Verdauungsprozesse bleiben aktiv, wodurch die Darmschleimhaut gesund erhalten wird. Dies ist besonders wichtig, da ein inaktiver Darm schnell seine Funktionsfähigkeit verlieren kann.
Schutz der Darmbarriere: Die enterale Nahrungszufuhr stimuliert die Darmtätigkeit und verhindert bakterielle Translokation. Eine intakte Darmbarriere schützt vor dem Eindringen schädlicher Bakterien in die Blutbahn.
Kostengünstig: Die enterale Ernährung verursacht deutlich geringere Kosten als die parenterale Ernährung, da weniger aufwändige Technik und Überwachung erforderlich sind.
Geringeres Infektionsrisiko: Im Vergleich zur intravenösen Ernährung besteht ein wesentlich niedrigeres Risiko für schwerwiegende Infektionen, da keine zentralvenösen Zugänge notwendig sind.
Physiologische Nährstoffaufnahme: Die natürlichen Verdauungs- und Absorptionsprozesse werden genutzt, was zu einer besseren Verwertung der Nährstoffe führt als bei der direkten Zufuhr ins Blut.
Flexibilität: Die Zusammensetzung der enteralen Nahrung kann individuell an die spezifischen Ernährungsbedürfnisse und Krankheitsbilder der Patient*innen angepasst werden.

 

Nachteile und mögliche Komplikationen

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Nachteile der enteralen Ernährung und mögliche Komplikationen, die eine sorgfältige Überwachung und Pflege erfordern.

  • Mechanische Probleme: Verstopfung oder Dislokation der Ernährungssonde können die Nahrungszufuhr unterbrechen. Besonders bei nasogastralen Sonden besteht das Risiko, dass diese verrutschen oder durch Husten oder Erbrechen herausgezogen werden.
  • Gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Blähungen treten häufig auf, insbesondere bei zu schneller Verabreichung oder ungewohnter Nahrungszusammensetzung. Diese Symptome können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
  • Aspirationsrisiko: Besonders bei liegenden Patient*innen oder solchen mit eingeschränktem Bewusstsein besteht die Gefahr, dass Nahrung in die Atemwege gelangt. Dies kann zu schweren Lungenentzündungen führen.
  • Psychische Belastung: Der Verlust des normalen Esserlebnisses und der sozialen Komponente gemeinsamer Mahlzeiten kann zu Depressionen und sozialer Isolation führen. Viele Patient*innen empfinden die Sondenernährung als stigmatisierend.
  • Infektionen: An der Einstichstelle bei PEG- oder PEJ-Sonden können lokale Entzündungen oder systemische Infektionen entstehen, die eine antibiotische Behandlung erfordern können.
  • Stoffwechselstörungen: Bei unausgewogener Nährstoffzusammensetzung oder falscher Dosierung können Mangelerscheinungen oder Überdosierungen bestimmter Nährstoffe auftreten, die den Heilungsprozess behindern.

Pflege und Hygiene im Umgang mit der Sonde

Die ordnungsgemäße Pflege und Hygiene sind entscheidend für den Erfolg der enteralen Ernährung und die Vermeidung von Komplikationen. Zu den wichtigsten Hygienemaßnahmen gehören:

  • Händedesinfektion vor jedem Umgang mit der Ernährungssonde,
  • Spülung der Sonde nach jeder Nahrungsgabe mit klarem Wasser,
  • tägliche Reinigung der Einstichstelle bei PEG- und PEJ-Sonden,
  • regelmäßige Kontrolle der Sondenlage und -funktion sowie
  • sachgerechte Lagerung der Sondennahrung und Ernährungshilfen.

Psychosoziale Aspekte und Lebensqualität

Die enterale Ernährung beeinflusst nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die psychische Verfassung und Lebensqualität der Betroffenen. Der Verlust der normalen Nahrungsaufnahme kann zu sozialer Isolation und emotionalen Belastungen führen. Wichtig ist es, Patient*innen weiterhin am Familienleben und gemeinsamen Mahlzeiten teilhaben zu lassen.

Für Patient*innen, die auf enterale Ernährung angewiesen sind, kann es hilfreich sein, bei gemeinsamen Mahlzeiten kleine Mengen pürierter oder flüssiger Nahrung zu sich zu nehmen, vorausgesetzt, sie können diese schlucken und ohne Probleme zu sich nehmen. Das kann vor allem emotional positiv sein und das Gefühl der Teilhabe an sozialen Ritualen stärken.

Die Teilnahme an der Zubereitung von Speisen kann ebenfalls zur Erhaltung der Lebensqualität beitragen. Angehörige und Pflegekräfte spielen eine wichtige Rolle bei der psychosozialen Betreuung und sollten für die besonderen Bedürfnisse von Patient*innen mit enteraler Ernährung sensibilisiert werden.

Seeger unterstützt Sie bei der enteralen Ernährung

Das Sanitätshaus Seeger ist Ihr kompetenter Partner bei allen Fragen rund um die enterale Ernährung. Unsere Expert*innen beraten Sie umfassend zu geeigneten Ernährungshilfen.

Über unsere Homecare-Leistungen bieten wir Ihnen eine professionelle Betreuung in den eigenen vier Wänden. Dabei arbeiten wir eng mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin zusammen, um eine optimale Versorgung sicherzustellen. Von der Erstberatung über die Lieferung der notwendigen Produkte bis hin zur regelmäßigen Kontrolle und Anpassung der Therapie: Wir begleiten Sie auf Ihrem Weg zu mehr Lebensqualität.

Kontaktieren Sie uns noch heute und lassen Sie sich von unserem erfahrenen Team beraten. Gemeinsam finden wir die beste Lösung für Ihre individuelle Situation.   

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